Integrationspreis für Grund- und Mittelschule Buchbach
Foto: Innen- und Integrationsminister Joachim Herrmann und Regierungspräsidentin Maria Els überreichen den Integrationspreis an Dr. Simon Dörr von der GMS Buchbach (2.v.l.) und Bürgermeister Thomas Einwang (1.v.l.) (Pressefoto/fr)
Konflikte mit Wertschätzung lösen
Grund- und Mittelschule mit Integrationspreis ausgezeichnet
Buchbach/München – „Du bist in der Küche total schlampig“, das ist ein Satz, den so oder in ähnlicher Form jeder bereits gehört oder gesagt hat. Das Gegenüber fühlt sich angegriffen, und schon bahnt sich eine Auseinandersetzung an, die oft in gegenseitigen Verletzungen endet. Doch man kann Konflikte auch anders lösen. Das stellt die Mittelschule Buchbach unter Beweis, die sich 2018 dazu entschlossen hat, sich intensiv mit gewaltfreier Kommunikation auseinanderzusetzen.
Für diese Bemühungen wurde die Schule 2020 mit dem Integrationspreis der Regierung von Oberbayern in der Kategorie Bildung/Kultur ausgezeichnet. Coronabedingt wurde der Preis allerdings erst jetzt von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und Regierungspräsidentin Maria Els, zusammen mit den Preisen für 2021, verliehen.
Den 13 Preisträgern sprach Herrmann Dank und Anerkennung aus: „Mit Ihren Initiativen und Ihrem beeindruckenden Engagement tragen Sie dazu bei, dass Menschen, die neu zu uns kommen, sich in unserer Gesellschaft einbringen und willkommen fühlen. Sie sind Vorbilder für uns alle.“ Der Minister hob hierbei auch den unermüdlichen Einsatz unter erschwerten Bedingungen zu Corona-Zeiten hervor. „Unsere Ehrenamtlichen haben alles getan, um das Unterstützungssystem am Laufen zu halten.“
Regierungspräsidentin Els schloss sich den lobenden Worten an und ergänzte: „Wir zeichnen Ihr Engagement zugleich stellvertretend für die vielen weiteren Integrationsprojekte in Oberbayern aus, die eindrucksvoll zeigen, wie Integration vor Ort gelingen kann.“ Für Schulleiter Dr. Simon Dörr war die Auszeichnung auch eine Wertschätzung ihrer Bemühungen. „Unser Ziel ist es, der Schulfamilie gegenseitige Wertschätzung zu vermitteln“, beschreibt es der Schulleiter. 2018 haben Schüler und Lehrer beschlossen, aktiv gegen Rassismus, Ausgrenzung und Extremismus einzutreten. Ein Baustein dazu ist das Projekt „Gewaltfreie Kommunikation“. Dazu holte man sich mithilfe von Spendengeldern den GfK-Coach Peter Baum aus München an die Schule, der mit den einzelnen Klassen gewaltfreie Kommunikation übt. Man sei mit zwei Klassen gestartet, mittlerweile habe man neun Klassen, die in das Projekt integriert sind, sagt Schulleiter Dörr. Ziel sei es, dass man Stück für Stück alle Klassen miteinbezieht. Auch alle Lehrer haben bereits eine entsprechende Fortbildung bekommen.
Dabei sei nicht geplant, das gesamte Spektrum der gewaltfreien Kommunikation zu vermitteln. „Wir picken einzelne Elemente heraus, beispielsweise die Wortschatzarbeit“, so der Schulleiter. Das heißt, Schüler und Lehrer arbeiten daran, echte Gefühle zu erkennen und zu beschreiben. Mit der selbstgestellten Frage „Wie geht es dir?“ versuchen sie, ihre Gefühle ehrlich zu beschreiben, erklärt Dr. Simon Dörr.
Dabei sei bereits festzustellen, dass „Konflikte deutlich abnehmen und weniger drastisch verlaufen“, freut sich der Schulleiter.
Auch die Eltern profitieren von diesem wertschätzenden Umgang miteinander, da beispielsweise Elterngespräche harmonischer verlaufen. Insgesamt sei die Schulgemeinschaft deutlich näher zusammengerückt. Für dieses Engagement für Toleranz hat die Jury die Grund- und Mittelschule Buchbach mit dem Integrationspreis in Höhe von 1150 Euro ausgezeichnet. „Geld, das weiter in das Projekt investiert wird, denn die Fortbildungen sind kostenintensiv“, so Dörr.
Vorbildliches gesellschaftliches Engagement
Die Regierung von Oberbayern vergibt den Integrationspreis an Initiativen und Projekte, die helfen, die Integration von Migranten zu fördern. Ausgezeichnet wurden für das Jahr 2020 Initiativen aus dem Regierungsbezirk Oberbayern in den Kategorien Arbeit/Wirtschaft (Patenprojekt „Jugend in Arbeit“ Rosenheimer Aktion für das Leben), Soziales (Asylhelferkreis Aresing und Laiendolmetscher im Landkreis Berchtesgadener Land), Bildung/Kultur (Gewaltfreie Kommunikation an der Grund- und Mittelschule Buchbach) und Sport („Wir starten durch“, Juno – eine Stimme für geflüchtete Frauen). Der Corona-Sonderpreis geht an den Kleiderladen für Geflüchtete und sozial Bedürftige der Flüchtlingshilfe Erding. Die ausgezeichneten Initiativen stehen – stellvertretend für alle Bewerbungen – für vorbildliches gesellschaftliches Engagement. „Für diese unbezahlbar wertvolle Leistung danke ich Ihnen sehr“, sagte Regierungspräsidentin Maria Els bei der Preisverleihung.
Gewaltfreie Kommunikation
Mit der „Gewaltfreien Kommunikation“ (GfK) eröffnete der US-Psychologe Marshall B. Rosenberg eine Möglichkeit, in Konflikten respektvoll zu bleiben und einen Streit konstruktiv zu beenden. Der Schlüssel dazu sei gegenseitige Wertschätzung. Die Giraffe ist die Symbolfigur der Methode. Sie ist das Landtier mit dem größten Herzen und soll durch die besondere Sprache, die sie transportiert, helfen, Gefühle und Bedürfnisse klar auszusprechen und damit die Kommunikation zu den Mitmenschen verbessern. Eine Giraffe schimpft nicht und klagt nicht an, sie beobachtet, beschreibt und bittet. Somit gelingt es, Kommunikationsmauern zu durchbrechen.
(C) Text: H. Schwarz, OVB